DOAC und Thromboembolierisiko bei Übergewichtigen

Novak AR et al. Evaluation of safety and efficacy outcomes of direct oral anticoagulants versus warfarin in normal and extreme body weights for the treatment of atrial fibrillation or venous thromboembolism. J Thromb Thrombolysis 2022 Jun 10. doi: 10.

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Direkte orale Antikoagulantien (DOAC) werden immer häufiger anstatt Vitamin K Antagonisten zur Prophylaxe von thromboembolischen Ereignissen zum Beispiel bei Vorhofflimmern verschrieben, weil die Wirkung nicht kontrolliert werden muss und trotzdem das Verhältnis von schweren Blutungen zu thromboembolischen Ereignissen besser ist. Aber was ist mit diesem Verhältnis in einer Gruppe, die in den Zulassungsstudien nicht beteiligt war - den Adipösen?

Diese haben per se ein um ca. 25% erhöhtes Risiko eine Thromboembolie zu erleiden und haben eine erhöhte Rate an den zu antikoagulierenden Pathogenesen wie Vorhofflimmern oder Thrombosen. Aber da eine Dosisanpassung weder für die über- noch für die untergewichtigen Patienten empfohlen wird, sind dann nicht die Untergewichtigen blutungs- und die Übergewichtigen Thromboembolie gefährdet? Waren nicht extrem unter- wie übergewichtige Studienteilnehmer in den Zulassungsstudien ausgeschlossen worden?

In einer multizentrischen retrospektiven Datenbank des US amerikanischen Gesundheitssystems wurde nun analysiert, ob sich Blutungen oder Thromboembolien (TE) bei den Patienten ereigneten, die DOAC (n=11 604 unter Rivaroxaban, Apixaban, Dabigatran, Edoxaban) oder Vit K-Antagonisten (VKA, n=8093) bei Vorhofflimmern oder TE erhielten. Darin waren n=295 Patienten untergewichtig und n=9108 übergewichtig.

Nach Adjustierung von Störfaktoren war das Risiko für Vit K-Antagonisten-Behandelte um mehr als 33% höher (OR 1.337, 95% CI 1.212–1.475) eine der Gerinnungskomplikationen zu erleiden. Übergewichtige hatten gegenüber Normalgewichtigen ein um 24,6% erhöhtes Risiko eine der Komplikationen zu erleiden. Vit K-Patienten hatten mehr Blutungen als DOAC Patienten (OR 1.432, 95% CI 1.266–1.620).

Im Vergleich zu Normalgewichtigen hatten Übergewichtige ein verringertes Risiko mit einer Blutungskomplikation diagnostiziert zu werden (OR 0.749, 95% CI 0.658–0.854), Untergewichtige hatten für Blutungen ein erhöhtes Risiko (OR 1.522, 95% CI 1.095–2.115).

Übergewichtige unter DOAC erlitten weniger TE als Übergewichtige unter VKA (16,7 vs. 20,9%, p<0,001) und auch extrem Übergewichtige >150kg (12% vs. 27%, p=0,014). Bei der Gesamtheit aller Übergewichtigen war die Blutungsrate unter DOAC geringer als unter VKA (6,6% vs 11,3%, p<0,001), ohne signifikanten Unterschied bei Übergewichtigen >150kg (8,0 vs. 10,5%, p=0,55, n.s.).

Dieses Ergebnis beruhigt: Im Vergleich zu VKA ist die Therapie mit DOACs sicherer und effektiver, auch bei starken Abweichungen vom Normalgewicht. Wichtig zu wissen! 

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

 

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