MINT- Liberal ist (vielleicht) besser im akuten Myokardinfarkt !!

Carson JL, Brooks MM, Chaitman BR, et al. Rationale and design for the myocardial ischemia and transfusion (MINT) randomized clinical trial. Am Heart J. 2023;257:120-129. doi:10.1016/j.ahj.2022.11.015

Die lang ersehnte MINT-Studie ist im Dezember 2023 im NEJM erschienen und im April 2024 auf dem NATA-Kongress von J. Carson präsentiert worden. Die Rationale und Methodik der MINT-Studie war erst vor 1,5 Jahren veröffentlicht worden (siehe Carson et al. AM J Surg 2023). 

Es wurden wie geplant trotz der Rekrutierungsdelle durch die Covidpandemie doch noch wie vorgesehen 3500 Patienten mit akutem STEMI und NSTEMI bei gleichzeitiger Anämie  eingeschlossen. Die Anämie musste ausgeprägt sein (< 10g/dl Hämoglobinkonzentration (Hb)) und 24h vor Randomisierung bereits bestehen. Die randomisierte Studie verglich die Hämoglobintrigger 8g/dl versus liberal >10 g /dl. In der restriktiven Gruppe konnte unter 8g/dl, sollte aber unter 7g/dl transfundiert werden. Therapiert wurde akut mit jeweils einer Einheit, im Endeffekt 0.7±1.6 Erythrozytenkonzentraten (EK) in der restriktiven bzw. 2.5±2.3 in der liberalen Gruppe ein bis drei Tage nach Randomisierung.

Das primäre Studienziel war das Auftreten eines Myokardrezidivs oder Tod innerhalb von 30 Tagen. Sekundär wurde das verbundene Ergebnis aus Tod, Myokardinfarkt, ischämisch induzierte Revaskularisation und die Wiederaufnahmerate ins Krankenhaus innerhalb von 30 Tagen untersucht. Das mittlere Alter der Patienten war 72 J, zu 45,5% weiblich, mittleres Anämieniveau 8,5 g/dl Hb. In der restriktiven Gruppe wurden 66% nicht transfundiert (versus 5% in der liberalen).

Das primäre Outcome ereignete sich bei 295 von 1749 Patienten (16.9%) in der restriktiven Gruppe und bei 255 von 1755 Patienten(14.5%) in der liberalen Gruppe (risk ratio modeled with multiple imputation for incomplete follow-up, 1.15; 95% confidence interval [CI], 0.99 to 1.34; P=0.07,n.s.). Tod ereignete sich bei 9.9% der restriktiven und bei 8.3% der liberalen Gruppe (risk ratio, 1.19; 95% CI, 0.96 to 1.47); Herzinfarkt bei 8.5% und 7.2%, gleichermaßen (risk ratio, 1.19; 95% CI, 0.94 to 1.49).

Der kardial bedingte Tod trat in der restriktiven Gruppe häufiger auf (5,5% vs. 3,4%, RR 1.74 (95% CI, 1.26 to 2.40)). Die sonstigen sekundären Studienziele wie Herzinsuffizienz waren gleich verteilt. TACO (Transfusionsassozierte Kreislaufüberladung) war in der restriktiven Gruppe seltener (0.5% and 1.3%, RR 0.35 (95% CI, 0.16 to 0.78)). Die Ergebnisse waren in diesem Sinn konstant auch für vordefinierte Subgruppen. 

Damit war kein signifikanter Unterschied, aber ein Trend zu einem Vorteil der liberalen Strategie beim akuten Myokardinfarkt zu vermerken. Dies kann als eine gute und sorgfältig geplante Studie gelten, die Unterschiede zwischen den Hämoglobinspiegeln der Gruppen sind deutlich und die Konfidenzintervalle spiegeln gut das leider nicht eindeutige Ergebnis wieder- es gibt sicher den einen oder anderen Patienten, der im akuten Infarkt mit schwerer Anämie von der etwas liberalen Strategie profitiert.  

 

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch 

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