Perioperative Plasmatransfusion kann die Thromboembolierate erhöhen

Choi et al. Perioperative plasma in addition to red blood cell transfusions are associated with increased venous thromboembolism risk postoperatively. Anesth & Analg 2024; 139(2):254-261

Begleitet von einem Editorial von Claus Görlinger und Aryeh Shander: "Plasma Transfusion and Recipient Outcomes: One Size Does Not Fit All!" (Anesth & Analg 2024; Juli, 139(2):251-25: DOI:10.1213/ANE.0000000000006963) hat eine retrospektive Datenanalyse aus US amerikanischen Datenbanken ergeben, dass das Behandlungsergebnis ("Outcome") von ca. 24 000 Patienten, bei denen zusätzlich Plasma zu den Erythrozytenkoozentraten (EK) gegeben wurde, erheblich schlechter war.

Verglichen wurde mit 2 gemachten Propensity Scores (für alle erdenkbaren Begleitumstände und Vorerkrankungen) ein Kollektiv mit ausschließlich EK-Transfusion (n=24 310)  mit der kombinierten Gabe von Plasma und EKs bei n=795 652 Patienten. Ausgewertet wurde nur der TRansfusionsbedarf am Tag der OP in einem Zeitraum von 2006 bis 2022.

Die Elimination von Einflussfaktoren ist bei retrospektiven Analysen wichtig. Für nahezu allen relevanten Vorerkrankungen und Alter wurde kompensiert, zusätzlich wurden noch Paare gebildet (Matching) nach chirurgischer Eingriffsdisziplin und Eingriffsart, Anämiegrad (<7, 7-12,>12 g/dl) und Kogulopathie.

Das Outcome der kombiniert mit Plasma transfundierten Patienten war deutlich schlechter hinsichtlich 30 Tage Mortalität (4.51% vs 3.28%, RR: 1.37 [1.24–1.52]), hinsichtlich venösen Thromboembolien (VTE) (3.79% vs 2.45%, RR: 1.55 [1.38–1.73]), Lungenembolien (LE (1.86% vs 1.29%, RR: 1.44 [1.23–1.59]) als auch disseminierter Koagulopathie (DIC) (0.79% vs 0.32%, RR: 2.44 [1.83–3.28]. Die hinsichtlich Propensity Score korrigierten und die umkompensierten Ergebnisse unterschieden sich nur geringfügig.

Auch der Vergleich der kardiovaskulären und sonstig-chirurgischen Kollektive war gleichlautend: Das Thromboembolierisiko war durch die Plasmatherapie deutlich in allen Subgruppen signifikant erhöht (Abb.)

Auch wenn es keine prospektive Studie (RCT) ist, es bestätigt unseren Verdacht und mahnt zur noch restriktiveren Anwendung von Plasma. Und vor allem, prophylaktische und Anwendungen in unwirksamen Dosen sollte unterbleiben. Sie müssen in zunehmenden Maße eindeutig als unnötig klassifiziert und damit als echte Fehlanwendung erfasst werden.

Pubmed

Für Sie gelesen von Th. Frietsch 

Zurück