Rekonvaleszentenplasma PROTECT in Südafrika

Van den Berg K et al. Convalescent plasma in the treatment of moderate to severe COVID-19 pneumonia: a randomized controlled trial (PROTECT-Patient Trial). Sci Rep 2022 Feb 15;12(1):2552. doi: 10.1038/s41598-022-06221-8.

Nachdem die ersten Ansätze zum Einsatz des Rekonvaleszentenplasmas (RKP) zur frühen und hochtitrigen Therapie der Covid-19-Pneumonie erfolgreich schienen (Ergebnisse aus unkontrollierten Beobachtungsanalysen), hatte die RECOVERY-Studie zur großen Ernüchterung geführt. Die darauffolgende Cochrane-Analyse zur Bewertung der RKP-Therapie (Gupta et al.) schlussfolgerte, die Therapie sei zwar ohne nennenswerte Risiken, aber auch ohne positiven Impulse.

Eine aktuelle kontrollierte Studie aus Südafrika gibt nun Hinweise darauf, dass die mittelfrühe (innerhalb der ersten 9 Tage) einmalige Gabe von 200-250ml RKP (AK-Titer >1:160) gegenüber der Gabe von Placebo (verblindet) für das Outcome nur bei besonderen Patienten mit Immunschwäche sinnvoll sein könnte. Für das Gesamtkollektiv aber wurde die Studie nach der Interimsanalyse im Februar 2021 wegen "futility" (Vergeblichkeit) gestoppt. Geplant war ein Studienumfang von n=600 Teilnehmern gewesen, die Studie wurde bereits nach insgesamt n=103 und n=52 RKP behandelten Patienten beendet.

Abweichend von der in Europa oder USA üblichen Charakteristik war das eingeschlossene Studienkollektiv relativ jung (Mitte 50 J), zu 60% weiblich, in der Mehrzahl übergewichtig (BMI >30), mit Diabetes und Bluthochdruck sehr häufig vorerkrankt (ca. 80%) und zu einem Fünftel HIV positiv (20%). Alle Eigenschaften und demographischen Parameter waren gleich zwischen den Gruppen verteilt. Bei den meisten wurde die damals in Südafrika vorherrschende Wildtyp-Variante und nur bei Wenigen eine Infektion mit der Beta-Covid-19-Variante festgestellt.

Die klinische Verbesserung wird beurteilt nach der WHO Einteilung der Erkrankungsschwere (BOSCI: World Health Organization Blueprint Ordinal Scale for Clinical Improvement):

(1) ambulant ohne Aktivitätseinschränkung
(2) ambulant mit Aktivitätseinschränkung
(3) hospitalisiert ohne Sauerstoffbedarf
(4) hospitalisiert mit Sauerstoffbedarf
(5) hospitalisiert und behandelt mit HFO (high-flow oxygen therapy) oder non-invasiver Beatmung (NIV)
(6) hospitalisiert und behandelt mit ECMO (extracorporale Membranoxigenierung) und/oder mit IMV (invasiver mechanischer Beatmung)
(7) Beatmung und Organersatzverfahren
(8) Tod.
 

Das primäre Studienziel, die klinische Verbesserung nach 28 Tagen (post Randomisierung), wurde bei n=31 RKP und 32 Placebo-Behandelten erreicht (RR(relative risk)=1.03 (95% CI 0.77 to 1.38) und war damit bei Interimsanalyse nicht unterschiedlich. Die Mortalität bis zum 28.Tag war ebenfalls nicht verschieden (RKP 11 vs. Placebo 13). Dennoch wurde bei HIV-pos-Patienten ein Behandlungserfolg infolge RKP vs. Placebobehandlung in 60% vs. 33% erreicht. Die mit RKP behandelten Patienten, die einen Behandlungserfolg zeigten, hatten zu ca. 80% einen AK-Titer über 1:200. Nur ein kleiner Teil der Patienten musste beatmet werden (RKP 1 vs. Placebo 3), aber die Anzahl der Beatmeten war in beiden Gruppen gleich (RKP vs. Placebo 1 vs. 3, RR=0.33 (95%CI 0.04 to 3.04)).

Die Essenz dieser Studie laut Subgruppenanalyse ist die mögliche Wirksamkeit von RKP bei immunsupprimierten Patienten. Diese Studie hat damit trotz der mangelnden Aussagekraft zur Unwirksamkeit des RKP bei "normalen" Patienten einen wesentlichen Faktor für den Behandlungserfolg und darüberhinaus zum zukünftigen Studiendesign deutlich gemacht: Die Spender des RKP waren genesen von der Wildtypvariante des Covid-19-Virus und haben nur für einen Teil der Patienten ein potenziell wirksames Medikament gespendet. Sollte also eine RKP-Therapie erwogen werden, muss die Virusvariante und möglicherweise auch der Subtyp (BA-1, BA-2) des Patienten durch Sequenzierung bekannt sein, um ein passendes RKP auszusuchen! Damit ist eine weitere Zeitverzögerung einem frühen Therapiebeginn entgegenstehend. Damit werden die großen Hoffnungen, die auf das RKP gesetzt wurden weiter geschmälert. Nur große Zentren können die rasche Sequenzierung und den frühen RKP-Einsatz übereinbringen.

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Pubmed

 

Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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